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Nach Pisa reisen

Die toskanische Stadt Pisa, berühmt für ihren Schiefen Turm, bietet weit mehr als dieses ikonische Bauwerk. Pisa beeindruckt mit einer reichen Geschichte, faszinierender Architektur und einer lebendigen Atmosphäre. Die Stadt ist ein idealer Ausgangspunkt, um die Schönheit der Toskana zu entdecken.

Lächerlich wirkt der Mann auf dem Rasen. Er verrenkt sich, und seine Frau mit der Kamera in der Hand dirigiert ihn dabei. Wenige Meter weiter streckt wieder jemand den Arm scheinbar unmotiviert in die Luft. Ein alltägliches Bild am Domplatz von Pisa.

Fast jeder Tourist versucht, zumindest auf dem Foto, den weltberühmten schiefen Turm abzustützen. Für viele Toskanabesucher ist dieses – unbestritten eindrucksvolle – Ensemble von Dom, Glockenturm, Baptisterium und Camposanto in einheitlich weißer Marmorverkleidung das, was Pisa ausmacht. Sie wissen nichts von unserer reichen Geschichte als einstmalig ruhmreiche Seerepublik, klagt Fabricio vom Touristikbüro. Sie vermuten hier auch nicht eine der ältesten Universitäten Italiens. Und sie ahnen meist nichts von Naturschutzparks und der Nähe zum Meer.

Mehr als unser Wahrzeichen regten seit jeher Pisas Uferstraßen am Arno mit ihren Kirchen, Palästen und den sich zum Fluss hin öffnenden Plätzen Poeten und Maler an, erläutert Fabricio und lädt ein, die Stadt an ihrer Lebensader aus dem Blickwinkel der Händler, Pilger und Ritter zu betrachten. Die Bootsfahrt bis zur Arnomündung führt durch die Innenstadt vorbei an Stadthäusern und Palästen aus der Zeit der Medici, einem Benediktinerkloster und an der ans Ufer versetzten Kirche Santa Maria della Spina bis zum zweiten schiefen Turm von Pisa, dem Glockenturm von San Michele degli Scalzi. Mit dem Kirchturm von San Nicola haben wir sogar noch einen dritten schiefen Turm, ergänzt Fabricio.

Bis zur Arnomündung sind es heute etwa 15 Kilometer. Zur Zeit der Römer, die hier am Thyrrhenischen Meer einen wichtigen Flottenstützpunkt besaßen, waren es nur sechs. Mit dem Landgut San Rossore liegt hier heute das Naturjuwel der Provinz Pisa. Der Naturschutzpark, in dessen Sumpfniederungen zahlreiche seltene Vögel ihr Winterquartier finden, ist eingebettet in die für die toskanische Küste charakteristischen Pinienwälder. Die Hälfte von Italiens Pinienproduktion kommt von uns, sagt Fabricio. Aber schon laden die herrlichen Alleen und Waldwege zum Wandern, Radfahren und Reiten ein. Auch lockt der Strand im Badeort Marina di Pisa. Fabricio hat wenig Zeit. Er will in zehn Tagen heiraten. Trotzdem lässt er es sich nicht nehmen, weiter mit auf Erkundungstour durch die Provinz Pisa zu gehen.

Überaus störend ist der Stacheldrahtzaun amerikanischer Militärbasen am Straßenrand. Dann fällt der Blick auf eine romanische Basilika. Sie wurde genau an der Stelle erbaut, wo der heilige Petrus auf dem Weg nach Rom an Land ging. Heute finden hier vor allem Trauungen statt, erklärt Fabricio und lächelt versonnen. Er heirate in dem kleinen Ort, wo seine Frau zu Hause ist, wehrt er die Fragen ab. Den Namen gibt er nicht preis. Der 23 000 Hektar große Naturpark, zu dem neben San Rossore auch Migliarino und die Sumpfgebiete von Massaciuccoli gehören, zieht sich an der Küste entlang nach Süden bis Livorno.

Das einstige Fischerdorf um den Turm der Gräfin Matilde von Canossa ist das toskanische Tor zum Mittelmeer. Die Medici, Großherzöge der Toskana, bauten Livorno zum neuen Hafen des florentinischen Staates aus, weil der Hafen von Pisa versandete, und schufen eine fünfeckige Idealstadt. Das Denkmal des Gründers Fernando I. di Medici mit vier angeketteten Maurensklaven zu seinen Füßen erinnert daran. Der Zufluss des Meerwassers in die Stadt erfolgt über die alten Gräben und Kanäle des Viertels „Venezia Nuova“, das im Stil der berühmten Lagunenstadt erbaut wurde und zwischen den Bastionen der alten und neuen Festung liegt.

Ein Stadtbummel auf dem Medicikanäle genannten dichten Geflecht aus befahrbaren Wasserstraßen führt auch unter Livornos Hauptplatz von fast 300 Metern Länge hindurch und an einer Kirche vorbei, die jetzt als Gefängnis dient. Recht abenteuerlich gestaltet sich zum Abschluss der Einstieg in die Lagerkeller der Markthalle auf Wasserniveau, wo früher die Waren angeliefert wurden. Obwohl 1943 stark zerstört, atmet Livorno kosmopolitische Vergangenheit. So war die Stadt wegen der 1593 konstitutionell zugesicherten Freiheit des Aufenthalts Zufluchtsort für Menschen, die aus rassistischen, religiösen oder politischen Gründen verfolgt wurden.

Die entstandene bunte Mischung unterschiedlicher Volksgruppen lockte nicht nur Literaten wie Carlo Goldoni (1707-1793) an, sondern spiegelt sich auch in der Speisekarte wider. So sollen Juden aus Portugal und Spanien die Tomaten mitgebracht haben. Am quirligen Hafen beginnt ein kilometerlanger Spazierweg am Meer entlang, gesäumt von majestätischen Palästen und Jugendstilvillen, die von Pinien, Tamarisken und Oleanderbüschen umgeben sind.

Gleich nach Livorno fällt die Felsenküste steil ins Meer ab und formt zauberhafte Buchten. Hier entstanden im 19. Jahrhundert die ersten Badeanstalten Italiens. Die als etruskische Riviera bezeichneten Badegebiete außerhalb Livornos bieten eine Vielzahl von Sportmöglichkeiten. Doch nicht nur das: Weltberühmt sind unter anderem auch die Thermalquellen in den zahlreichen traditionellen Kurorten der Pisaner Hügellandschaft, wo im November die weißen Trüffel geerntet werden.

Highlights und Places-to-Be

Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder)
Das Herzstück Pisas ist die Piazza dei Miracoli, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Hier befinden sich:

  • Der Schiefe Turm: Das Wahrzeichen der Stadt, ein Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert, der durch seine markante Neigung weltberühmt wurde. Ein Aufstieg auf den Turm belohnt mit einer beeindruckenden Aussicht.
  • Der Dom Santa Maria Assunta: Ein Meisterwerk der romanischen Architektur mit einer prachtvollen Fassade und einer beeindruckenden Innenausstattung.
  • Das Baptisterium: Das größte seiner Art in Italien, bekannt für seine außergewöhnliche Akustik.
  • Der Camposanto Monumentale: Ein Friedhof mit kunstvollen Fresken und historischen Skulpturen.

Altstadt und Flusspromenade
Abseits der Piazza dei Miracoli bietet die Altstadt von Pisa charmante Gassen, historische Gebäude und belebte Plätze. Die Lungarni, die Flusspromenaden entlang des Arno, laden zu Spaziergängen ein und bieten herrliche Blicke auf die Stadt.

Santa Maria della Spina
Diese kleine gotische Kirche am Ufer des Arno ist ein verstecktes Juwel. Sie besticht durch ihre filigranen Details und ist ein beliebtes Fotomotiv.

Botanischer Garten
Der Orto Botanico di Pisa, einer der ältesten botanischen Gärten Europas, ist eine grüne Oase und ein ruhiger Rückzugsort mitten in der Stadt.

Universität Pisa
Die Universität Pisa, gegründet 1343, ist eine der ältesten und angesehensten in Europa. Besonders sehenswert ist die Scuola Normale Superiore, ein beeindruckendes Beispiel für Pisanische Architektur.

Kulinarik in Pisa
Die toskanische Küche ist in Pisa allgegenwärtig. Probieren Sie:

  • Cecina: Ein herzhafter Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl.
  • Pici: Dicke handgemachte Nudeln mit einer Vielzahl von Saucen.
  • Cantuccini: Mandelgebäck, traditionell in Vin Santo getunkt.
    Die Restaurants und Trattorien bieten regionale Weine und frische Zutaten aus der Toskana.

Empfehlung
Die romantische Atmosphäre, gepaart mit kulturellen Highlights und kulinarischen Genüssen, macht Pisa ideal für Paare, die Entspannung und Erkundungen kombinieren möchten.

Beste Reisezeit

  • April bis Juni: Für angenehme Temperaturen, blühende Gärten und weniger Touristen.
  • September bis Oktober: Für mildes Wetter, Weinlese und die ruhige Schönheit der Stadt.
  • Dezember: Für stimmungsvolle Weihnachtsmärkte und ein einzigartiges Flair auf der Piazza dei Miracoli.
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