Das Bild öffnet sich schlagartig. Am vier Kilometer langen weißen Sandstrand der Eckernförder Bucht herrscht Hochbetrieb. Gemütlich kuschelt sich das Städtchen Eckernförde am Ufer der Ostsee entlang. Vom Marktplatz ertönt munteres Marktgeschrei, das Glockenspiel des Rathauses läutet den Mittag ein. Schleswig-Holstein-Urlauber, die in ihren Ferien mehr genießen möchten als Strand, sollten sich einen Tag im nord-östlichen Landesteil gönnen. Ein Tag an der Schlei, der mit 43 Kilometer Länge tiefsten Ostsee-Förde, wird hier zu einer Freude für alle Sinne. Durch eine liebliche leicht hügelige Landschaft windet sich die Schlei, die hier als schmaler Fluss, dort als ausgedehnter See aufblitzt. Unsere Reise beginnt in Eckernförde, einer quirligen kleinen Stadt mit einem hübschen Altstadtkern, schönen Geschäften und einem Geheimnis. In den Räuchereien der ehemaligen Fischersiedlung entsteht, was weltweit als Kieler Sprotte bekannt ist. Der 15 Zentimeter lange heringsähnliche Fisch, an dem kaum ein Besucher auf den Märkten und in den Fischgeschäften vorbeigehen kann, wird in alle Welt exportiert. Wir verlassen Eckernförde derart gestärkt und fahren aufs Land. Die Ortsnamen zeugen von der wechselvollen Geschichte dieses schleswig-holsteinischen Landesteils. Rieseby, Guckelsby, Sönderby so heißen die kleinen Orte, die sich in der idyllischen Schleilandschaft wie Perlen aneinander reihen und auf die zeitweilige Präsenz der früher kriegerischen heute friedlichen Nachbarn, die Dänen, verweisen. Sieseby heißt das Dörfchen, das im nördlichsten Bundesland eine Besonderheit darstellt. Das Dorf steht in seiner baulichen Gesamtheit unter Denkmalschutz. Eine Straße, die direkt zum Ufer der Schlei führt, kleine Gehwege rund um die aus dem Jahr 1200 stammende Kirche das alles ist in 20 Gehminuten geschafft. Seit Jahren kommt der winzige Ort, der einst von Fischern, heute von stadtmüden wohlhabenden Zugereisten bewohnt wird, zu Fernsehwürden. Viele Szenen aus der beliebten Fernsehserie Der Landarzt entstanden in der dörflichen Idylle Siesebys. Unsere Fahrt führt uns weiter, immer an der Schlei-förde entlang zur kleinen Autofähre Arnis. 400 Einwohner in einer gemütlichen baumreichen Straße pochen auf ihr Stadtrecht. Arnis ist die kleinste Stadt Schleswig-Holsteins.
Die kleine 1673 erbaute Kirche beherbergt eine schöne Renaissancekanzel aus dem Jahr 1573. Das Wahrzeichen der Stadt Kappeln fällt gleich ins Auge. Mit30 Metern Höhe ist die Kappelner Windmühle, die Einheimischen haben sie Amanda getauft, die höchste im Land; dem Landarzt dient Amanda als Erkennungszeichen der Serie. Erbaut wurde Amanda 1888. Den Fischern von Maasholm geht der Ruf voraus, stolz und erfahren zu sein. Seit jeher der Standort der größten Ostseefischereiflotte in Schleswig-Holstein, haben in den vergangenen Jahren Touristen den beschaulichen Ort an der Schleimündung längst auch als Feriendomizil entdeckt. Ziel unserer Fahrt zurück ins Land, diesmal durch die Angelner Landschaft am nördlichen Ufer der Schlei-Förde, ist Schleswig, die älteste Stadt des Landes zwischen den Meeren. Um diese Stadt mit all ihren Kulturschätzen zu erobern, braucht es einige Tage. Der St. Petri-Dom ist ein Muss für Kirchenliebhaber. Der Bordesholmer Altar aus der Werkstatt Hans Brüggemanns fehlt in keinem Kulturführer. Das Landesmuseum, im Schloss Gottorf beheimatet, wartet mit immer neuen abwechslungsreichen Ausstellungen auf und beherbergt als Dauerausstellung die Landeskultur. Unweit der Stadt, auf dem anderen Ufer der Schlei, liegt Haithabu. Von hier aus betrieben schon im Jahr 900 schwedische eingewanderte Wikinger Handel und Wandel nicht nur im Ostseeraum, sondern auch in Richtung Süden. Reste der Siedlung sind erhalten, der größte und bedeutendste archäologische Fund machte Haithabu 1979 bekannt, als im nahe gelegenen Haddebyer Moor ein 18 Meter langes Wikinger-Handelsschiff aus Eiche geborgen wurde. Heute ist es, frisch restauriert, im Haithabu-Museum zu sehen.
Vor der Kulisse der Stadt Schleswig segelt ein Boot auf der Schlei.
