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Funchal – Reisetipps für die portugiesische Blumeninsel

„Zu Hause müssen Sie Ihre Blumen gießen. Auf Madeira können Sie die Blumen einfach nur genießen“: Mit diesen Worten empfängt der Hotelmanager lächelnd seine Gäste. Paulo Franco hat nicht zu viel versprochen. Über 1000 exotische Pflanzenarten blühen in seiner Hotelanlage im Südosten der zu Portugal gehörenden Insel, die als Blumenkorb des Atlantik bekannt ist.

Die luxuriöse Quinta Splendida liegt oberhalb der Kreisstadt Canico eingebettet in einen botanischen Garten mit traumhaftem Blick über das Meer. Ohne Gießen geht es natürlich auch hier nicht ganz. Sieben Gärtner kümmern sich um das rund drei Hektar große Areal nur wenige Kilometer östlich der im weiten Halbrund einer Bucht gelegenen Hauptstadt Funchal. Die Ostküste bei Canico de Baixo wurde erst spät als Alternative zum städtischen Luxusurlaub touristisch erschlossen.

Schon Kaiserin Sissi (1837-1898) verbrachte einen Winter in Funchal. Der letzte Kaiser Österreichs wählte es als Exil. Wie jeder Gästeführer macht Nelio darauf aufmerksam, dass Karl I. (1887-1922) hier zunächst im Reids Hotel lebte und später oberhalb der Stadt in Monte, wo er schließlich in der Wallfahrtskirche beigesetzt wurde.

Monte gewährt einen schönen Blick über das enge Gassengewirr, die Promenaden und Plätze mit den schwarz-weißen Basaltmosaiken sowie das Häusermeer in maurisch beeinflusster Architektur. Bus und Seilbahn führen auf 600 Meter Höhe, wo am Berghang neben der Wallfahrtskirche der Inselpatronin Nossa Senhora do Monte früher die Landhäuser der Reichen inmitten gepflegter Parks und Gärten standen.

„80 Prozent der Bevölkerung sind katholisch“, erklärt Nelio am Fuße der Kirchentreppe. Dann fügt er verschmitzt hinzu: „Und 20 Prozent alkoholisch.“ Immerhin ist Madeira der Markenname für Qualitätswein. Nach dem Zusammenbruch der Zuckerrohrindustrie – das Stadtwappen führt fünf Zuckerhüte – wurde ab etwa 1650 Wein der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Insel. Für 200 Jahre blieb Madeira einer der bedeutendsten Weinexporteure Europas. Spätestens im Weinmuseum erfährt jeder Besucher von den „Weltreisen“ des Weins. Fast 100 Jahre schaukelten Flotten den Wein vor dem Verkauf zur Vollendung der Reife über die Meere. Dann erst merkte man, dass lediglich die Erwärmung der Grund für die gute Qualität war.

Talwärts wählen die meisten Besucher Montes die Schussfahrt mit einem Schlitten. Schnee liegt auf der Insel des ewigen Frühlings in dieser Höhe natürlich nicht. Die Korbschlitten für je zwei Personen gleiten die asphaltierten Wege hinab – gut zwei Kilometer in etwa sieben Minuten. Nichts für Angsthasen. Manchmal stellt sich das Gefährt auf der Straße quer, oder die Kufen müssen nachgefettet werden. Da ist es gut, sich an der Leine von zwei geübten Carreiros zu wissen, die in traditioneller weißer Kleidung mit Strohhut die Fahrt begleiten und das Schlimmste verhindern. Das, was lange Zeit die einzige Transportmöglichkeit an den steilen Hängen ohne Straßen war, ist heute eine beliebte Touristenattraktion.

Fast alle Strände auf Madeira sind steinig. Die meisten Gäste kommen zum Wandern. Nelio schwört auf das Natur-Paradies mit dichten, von Wasserläufen durchzogenen Lorbeerurwäldern. Bei Rabacal, nordwestlich von Funchal, sei der beste Einstieg. Von da gibt es auch eine Kurzwanderstrecke zum rauschenden Risco-Wasserfall. Entlang der seit dem 15. Jahrhundert angelegten „Levadas“ (Wasserkanäle) lassen sich zu Fuß Regionen erschließen, in die kein Fahrzeug vordringen kann. Die teils gemauerten oder aus Felswänden herausgeschlagenen Wasserkanäle durchziehen mit einem Netz von rund 2400 Kilometer Länge die gesamte Insel.

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