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Sylt: Tee mit Rum und ganz viel Ruhe

Viele Norddeutsche verstehen nicht, was das Gerede über das Wetter immer soll. Hier oben verfährt man nach der wohl bekannten Devise: es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Der steifen Brise am Nordseestrand begegnet man dick vermummt mit Mütze, Schal, Handschuhen und mehreren Kleidungslagen übereinander. Bestens ausgerüstet geht es dann durch den feinen Sand der endlosen Dünen auf Sylt hinunter an die aufgewühlte Nordsee. Und da ist auch im Winter „bannig wat los“, wie die Einheimischen sagen. Sylt in der kalten Jahreszeit ist etwas ganz Besonderes.

Die Luft ist noch ein bisschen klarer, Wolken rasen über den Himmel und tauchen die Landschaft in unzählige Blau- und Grautöne. Die Sonne steht ganz niedrig am Winterhimmel und leuchtet in mildem Glanz. Geradezu unendlich breit wirken die Sandstrände zwischen Dünen und Meer, der Blick wird nicht von Strandkörben verstellt. Die mitgebrachten Hunde können diese grenzenlose Freiheit gar nicht fassen und tollen ungestüm durch den Sand.

Den Menschen geht es nicht viel anders: man mag gar nicht aufhören zu laufen. Noch ein Stück, nur noch bis zur nächsten Treppe, zur nächsten Strandbar, zum nächsten Ort. Und so werden aus einer Stunde zwei – und aus zwei schon mal drei. Dann irgendwo einkehren, erschöpft aber glücklich und sich mit einem Heißgetränk wieder aufwärmen. Bei den Nordfriesen gehört dazu ein ordentlicher Schuss Rum oder Köm, damit es einem nicht nur ums Herz, sondern auch im Magen schön warm wird – am liebsten direkt hinein in den Tee, Kaffee oder Kakao.

Pharisäer heißt der mit Rum veredelte Kaffee. Dessen Name soll auf einen Pastor zurückgehen, der bei der Erkenntnis, was sich unter der Sahnehaube wirklich verbirgt, die Gäste einer Taufe als „Ihr Pharisäer“ bezeichnete. Die Kakao-Variation heißt „Tote Tante“. Und hier liegt wohl die Vermutung nahe, dass die Namensgebung auf einem ähnlichen Vorkommnis bei einer Beerdigung beruht.

Aber vor allem dem Tee wird auf Sylt gehuldigt. In heimeligen kleinen Läden wird verkauft, was das Teetrinkerherz begehrt. Da gibt es den leckeren Früchtetee „Sylter Rote Grütze“, diverse Friesenmischungen, grünen, weißen, schwarzen Tee und natürlich Kandiszucker in Rum eingelegt. So manch einer hat später daheim bei einer guten Tasse sehnsuchtsvoll gemeint, wieder das Rauschen der Wellen und die Möwen vom Nordseestrand zu hören.

Die raue See, das ist es, was die Besucher im Winter vor allem hierher zieht. Die Dichte der edlen Kaschmirpullover ist auf der Insel zwar noch leicht erhöht – ums Sehen und Gesehenwerden geht es jetzt aber kaum. Auch im sonst so schicken Kampen stemmt man sich jetzt gegen den Wind und hat eigentlich nur ein Ziel: runter ans Meer. Die Dünenlandschaft am Ende des Ortes gehört zu den schönsten auf Sylt und hier steht auch der älteste Leuchtturm der Insel, der 38 Meter hohe Leuchtturm am Roten Kliff. Die vier Kilometer lange Steilküste erlangt nach jeder Sturmflut traurige Berühmtheit, wenn sich die brodelnde Nordsee wütend wieder ein Stück geholt hat. Dann gibt es in den Nachrichten Bilder von Häusern, die plötzlich über dem Abgrund schweben. Die Nordsee ist so faszinierend wie unberechenbar. Auch deshalb haben sich im 18. Jahrhundert Sylter Kapitäne auf der anderen Seite der Insel, in Keitum, niedergelassen.

Sie wussten, dass einem sturmgepeitschten Meer kaum zu trotzen ist und wählten deshalb einen sicheren Ort für ihre Familie. Der frühere Sylter Hauptort ist das schönste und grünste Dorf der Insel und manche Bewohner befürchten gar, dass es zu Tode geliebt werden könnte. Doch im Winter ist es hier trotz der Boutiquen und Designläden richtig schön verschlafen. Verschlungene Wege, von prächtigen Friesenhäusern gesäumt, durchziehen den Ortskern. Und am Rand des Ortes scheint Keitums Kirche St. Severin darüber zu wachen, dass die Veränderungen nicht zu groß werden.

  • Westerland: Der Hauptort der Insel ist bekannt für seinen lebhaften Strandabschnitt, die Promenade und zahlreiche Geschäfte, Restaurants und Cafés.
  • Kampen: Das elegante Dorf ist der Hotspot der Schönen und Reichen. Hier locken exklusive Boutiquen, der berühmte Strönwai (Whiskeymeile) und die beeindruckende Uwe-Düne, die höchste Erhebung Sylts.
  • List: Der nördlichste Ort Deutschlands ist bekannt für die Wanderdünen und die Sylter Austern, die in der List-Region gezüchtet werden.
  • Hörnum: Der Süden der Insel bietet Ruhe und Entspannung. Der Leuchtturm von Hörnum ist ein Wahrzeichen und ideal für romantische Momente.
  • Morsum-Kliff: Ein geologisches Wunder und UNESCO-Weltkulturerbe, das einen faszinierenden Blick auf Millionen Jahre Erdgeschichte bietet.
  • Keitum: Das charmante Kapitänsdorf mit reetgedeckten Häusern und dem Altfriesischen Haus ist ein Highlight für Kulturinteressierte.

Aktivitäten

  • Strand und Meer: Kilometerlange Strände laden zu ausgedehnten Spaziergängen, Sonnenbädern und Wassersport ein. Surfer und Kitesurfer finden in Westerland und Hörnum ideale Bedingungen.
  • Radfahren und Wandern: Das gut ausgebaute Wegenetz führt durch Dünen, Heide und idyllische Dörfer.
  • Wellness: Viele Hotels und Spas bieten luxuriöse Entspannungsprogramme, oft mit Blick auf die Nordsee.
  • Gastronomie: Sylter Restaurants wie das Sansibar oder das Gosch in List sind legendär und bieten eine Mischung aus regionalen und internationalen Spezialitäten.

Empfehlung

Sylt ist ein ideales Ziel für romantische Auszeiten. Von luxuriösen Wellnessangeboten über exquisite Kulinarik bis hin zu traumhaften Sonnenuntergängen am Meer bietet die Insel perfekte Momente für Verliebte.

Beste Reisezeit

  • Mai bis September: Für Strandurlaub und Outdoor-Aktivitäten.
  • Dezember: Die ruhige Winterzeit mit Weihnachtsmärkten und romantischen Spaziergängen in frostiger Nordseeluft hat ihren ganz eigenen Reiz.

Tipp für Besucher

  • Anreise mit dem Sylt Shuttle: Die Überfahrt mit dem Autozug über den Hindenburgdamm ist ein Erlebnis. Alternativ sind auch Direktflüge oder die Anreise mit der Bahn möglich.
  • Austern genießen: Ein Besuch bei der Sylter Royal in List ist ein Muss für Feinschmecker.

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