Es ist fast wie damals: In der kleinen Kapelle von Oberndorf singen zwei junge Männer zur Gitarre. Christian und Markus Giglmayr sind Brüder. Die Zuhörer, meist Touristen aus aller Welt, lauschen andächtig und singen schließlich mit. Alle kennen das Lied „Stille Nacht“, denn es wurde in mehr als 300 Sprachen übersetzt. Damals, vor fast 200 Jahren, erklang das Lied an der gleichen Stelle zum ersten Mal. Bei seiner Uraufführung 1818 in der Nikolaikirche, die später einem Hochwasser der Salzach zum Opfer fiel, sangen es zwei Freunde zur Gitarre: Joseph Mohr (1792-1848), der den Text geschrieben und Franz Xaver Gruber (1787-1863), der das Lied vertont hatte.
„Die ,Zupfgeige war zwar in der Kirche verpönt, gehörte sie doch ins Wirtshaus, von denen unser Ort seinerzeit 18 hatte“, verrät Lehrerin Brigitte Gstöttner. „Aber die Orgel war schadhaft. Von der Weise bewegt, fiel die Kirchengemeinde im Chor ein.“ Gäste, die nach Oberndorf nördlich von Salzburg kommen, suchen ein besonders stimmungsvolles Adventserlebnis. Dabei unterscheidet sich das festlich mit Lichterketten geschmückte Areal rund um die Gruber-Mohr-Gedächtniskapelle nur wenig von anderen Weihnachtsmärkten. Es duftet nach Maronen und Lebkuchen, Glühwein und Punsch; zwischen den Buden als Hirten verkleidete Kinder. Das
Heimatmuseum, das über die Salzachschiffer und Traditionen informiert, wird vor allem durch das integrierte Stille-Nacht-Sonderpostamt zum Besuchermagneten. Doch schon der Gedanke, dass von hier aus die „Stille Nacht“ ihren Weg über das Tiroler Zillertal und die Musik- und Messestadt Leipzig in die Welt fand, ist ergreifend.
Spricht man von Salzburg und Musik, assoziiert wohl jeder Mozart. Dass das Weihnachtslied im Salzburger Land seinen Ursprung hat, ist wenig bekannt. Dabei haben Mozart und Mohr, der in der Salzburger Steingasse unweit der Imbergstiege zum Kapuzinerberg zur Welt kam, dasselbe Taufbecken im Dom. Pate stand der städtische Scharfrichter – eine Gefälligkeit des Henkers für die Mutter des unehelich geborenen Kindes aus ärmlichen Verhältnissen. Weil sie sich „leiblich verbrochen hatte“, musste sie sich selbst anzeigen.
Wer die anrührenden Biografien der beiden Verfasser, die Entstehungsgeschichte und Verbreitung des Liedes kennen lernen und verstehen will, muss Salzburg verlassen und ins Innere des Stille- Nacht-Landes vordringen. Das Weihnachtslied wird zum Reiseführer und spannt den Bogen zu weiteren fünf Orten.
In der Nähe von Oberndorf im Norden liegt Arnsdorf, wo Gruber als Lehrer arbeitete. Um die Anstellung zu bekommen, musste er die 14 Jahre ältere Witwe des verstorbenen Lehrers heiraten und dessen Kinder großziehen, erzählt Ottilie Aigner beim Rundgang durch seine mit Originalmöbeln eingerichtete Wohnung. Die 78-Jährige ist Kustodin des Museums, das auch das Original eines Klassenzimmers aus Grubers Zeit bewahrt und in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feierte. Wer das Glück hat, bei seinem Besuch das Glockenspiel der benachbarten Marien-Wallfahrtskirche zu hören, erkennt unschwer die weltberühmte Melodie. Auf der Suche nach der Stillen Nacht führt die Entdeckungsreise auch in Richtung Süden.
Im letzten Wohnhaus Grubers in Hallein, rund 15 Kilometer vor den Toren Salzburgs, ist ebenfalls ein Museum eingerichtet. Es widmet sich vor allem der Dokumentation des Liedes und Grubers Arbeit als Chorregent, die dem Leinweberkind in nunmehr dritter Ehe bescheidenen Wohlstand bescherte. Er hinterließ ein kirchenmusikalisches Werk von nahezu 100 Messen, Vespern und Motetten. Von „Stille Nacht“ gibt es mehrere Autographen – erst 1995 sorgte die Entdeckung eines weiteren für Aufsehen – und mehrere Fassungen, für Gitarre oder Orchester, Männer- und Frauenstimmen. Hier befindet sich auch Grubers Grab.
Priester Mohr fand seine letzte Ruhestätte noch weiter südlich in Wagrain im Pongau auf dem Friedhof der frühgotischen Pfarrkirche mit der Mohr-Gedächtnis-Orgel. „Er war ein Gutmensch“, bestätigen die Einheimischen im heutigen Wintersportgebiet Ski Amadé. Sie richteten ihm im Karl-Heinrich-Waggerl-Haus liebevoll einen Raum ein, der über sein Engagement informiert. Nur wenige authentische Dinge sind noch vorhanden. Aber es ist möglich, das soziale Umfeld der damaligen Zeit einzufangen. Keiner der Gäste versäumt es, zum Grab zu pilgern, dessen schmiedeeisernes Kreuz der Schnee fast zudeckt. Ein geschmückter Tannenbaum darauf verbreitet Adventsstimmung.
Die Fahrt ins entlegene Mariapfarr im Lungau führt vorbei an der Burg Hohenwerfen, deren Attraktion heute Greifvögelvorführungen sind. Skilifte entlang der Autobahn künden die Wintersportregion der Tauern an, wo die Babys schon mit Skiern an den Füßen auf die Welt kommen sollen. Hinter dem Gebirge bei Mariapfarr auf bescheidenen 1120 Metern Höhe lagen Mohrs väterliche Wurzeln. Früher blieb die reizvolle Landschaft im Winter monatelang abgeschlossen und gilt nach wie vor als Österreichs Kältepol. Mohr arbeitete als Hilfspriester in einem ehemaligen Gaugrafenhof, der zum Pfarrhof wurde. In der für Besucher zugänglichen rekonstruierten „Mohr- Stube“ entstand der Liedtext. Die Darstellung des Jesus-Kindes mit lockigem Haar am Altarbild der Wallfahrtskirche soll ihn inspiriert haben. Für Berti vom Chor des seit über 60 Jahren berühmten Adventssingens in Salzburg steht fest, „Stille Nacht“ darf nur Heiligabend gesungen werden.
Salzburg, eine der schönsten Städte Europas, begeistert mit ihrer barocken Altstadt, kulturellen Highlights und atemberaubenden Alpenkulisse. Die Geburtsstadt Mozarts ist ein Magnet für Geschichts- und Musikliebhaber, bietet aber auch Genussreisenden und Naturfreunden unvergessliche Erlebnisse.
Highlights und Places-to-Be
- Festung Hohensalzburg: Die beeindruckende Burg thront majestätisch über der Stadt und bietet einen Panoramablick über Salzburg und die umliegenden Berge. Ein Spaziergang oder eine Fahrt mit der Festungsbahn lohnt sich.
- Mozarts Geburtshaus und Wohnhaus: Tauchen Sie in das Leben des berühmten Komponisten ein und erkunden Sie die Ausstellungen zu seiner Familie und Karriere.
- Mirabellgarten und Schloss Mirabell: Der wunderschöne Barockgarten mit Blick auf die Festung ist ein beliebter Ort für Spaziergänge und Fotomotive. Auch das Schloss mit dem Marmorsaal ist einen Besuch wert.
- Getreidegasse: Die historische Einkaufsstraße lockt mit charmanten Geschäften, traditionellen Wirtshäusern und Mozarts Geburtshaus.
- Salzburger Dom und Residenzplatz: Das Herz der Altstadt beeindruckt mit prächtiger Architektur und einer langen Geschichte.
- Hellbrunner Schloss und Wasserspiele: Eine kurze Fahrt vor die Stadt führt zu diesem Lustschloss mit seinen berühmten Wasserspielen – ein Spaß für Groß und Klein.
Aktivitäten
- Kultur erleben: Die Salzburger Festspiele, eines der weltweit renommiertesten Festivals für klassische Musik und Theater, finden jedes Jahr im Sommer statt.
- Kulinarische Genüsse: Probieren Sie lokale Spezialitäten wie Salzburger Nockerl, Mozartkugeln und den herzhaften Kasnocken in traditionellen Gasthäusern.
- Salzkammergut erkunden: Machen Sie einen Tagesausflug zu den malerischen Seen und Bergen in der Umgebung, wie dem Wolfgangsee oder Hallstatt.
- Adventmärkte: In der Weihnachtszeit verwandelt sich Salzburg in ein Wintermärchen mit stimmungsvollen Adventmärkten auf dem Domplatz und in Hellbrunn.
Empfehlung
Die romantische Atmosphäre der Stadt, kombiniert mit ihrer kulturellen Vielfalt, macht Salzburg zu einem idealen Reiseziel für Verliebte. Spaziergänge durch die Altstadtgassen, Konzerte und Candle-Light-Dinners sind nur einige der Möglichkeiten.
Beste Reisezeit
- Mai bis September: Für sommerliche Aktivitäten, Festivals und Ausflüge in die Umgebung.
- Dezember: Die Stadt erstrahlt in weihnachtlichem Glanz mit ihren stimmungsvollen Adventmärkten.
Tipp für Besucher
- Sound of Music-Tour: Besuchen Sie die Drehorte des berühmten Films und erleben Sie die Schönheit der umliegenden Landschaft.
- Besuch am Mönchsberg: Neben der Festung bietet der Mönchsberg Spazierwege und das Museum der Moderne mit fantastischem Ausblick auf die Stadt.
