Schienen schlängeln sich durch das alte Kopfsteinpflaster. Die Überbleibsel der ehemaligen Stadtbahn führen zu einem leer stehenden Fabrikgebäude. Die Fenster sind eingeschlagen, der Mörtel bröckelt aus den Fugen. In fast jeder Straße in Forst (Landkreis Spree-Neiße) zeugen verlassene Häuser von einer vergangenen Zeit. Eine Zeit, in der die Stadt weltbekannt war.
In der Schauwerkstatt des Brandenburgischen Textilmuseums wird die Tuchmacherei der vorigen Jahrhunderte wieder lebendig. Der Weg von der ersten Faser bis zum Gewebe wird auf historischen Maschinen anschaulich vorgeführt. „In der Stadt gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts 455 Tuchfabriken“, sagt die Geschäftsführerin des Museumsvereins Angela Maaß.
Auch zu DDR-Zeiten war Forst ein Textilstandort. Frauen bildeten den überwiegenden Teil der Beschäftigten. Angela Maaß war eine von ihnen. Zwölf Jahre lang arbeitete sie in einer Forster Firma als Diplom-Ingenieurin für Textiltechnik, ehe mit der Wende das Aus für den Betrieb kam.
Angela Maaß weiß, wovon sie spricht, wenn sie den Gästen auf einem Rundgang die Geschichte der Textilindustrie näher bringt. Den Schwerpunkt der Schauwerkstatt bildet die umfangreiche Sammlung alter Maschinen, die vorrangig aus den Jahren 1900 bis 1950 stammen. „Bis zur Wende standen alle Maschinen noch in Betrieben“, sagt die 49-Jährige. Die Besucher können sich von deren Funktionsfähigkeit selbst überzeugen.
„Die Anlagen laufen noch wunderbar“, sagt die Museumschefin. Vier Hand- und drei mechanische Webestühle sowie Spinnmaschinen werden in der alten Produktionshalle aufbewahrt. „Es ist schade, dass die Tradition der Textilindustrie mit der Wende zu Ende ging“, blickt Maaß etwas wehmütig zurück. „Die Maschinen waren zu alt, und für neue Geräte hatten die Firmen kein Geld.“ Der letzte Textilbetrieb in Forst wurde 1997 geschlossen.
Teile des einst 24 Kilometer langen Schienennetzes der ehemaligen Stadtbahn sind noch überall in der Stadt zu finden. Die „Schwarze Jule“, wie die Bahn auch genannt wurde, transportierte von 1893 bis 1965 Kohle zu den Betrieben. 1945 wurde sie auch als Trümmerbahn eingesetzt. Die Schienen führen auch zum Brandenburgischen Textilmuseum, einer ehemaligen Tuchfabrik, in der bis 1995 noch gearbeitet wurde. In dem denkmalgeschützten Gebäude im Zentrum von Forst, zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt, ist immer etwas los. Ehemalige Textilarbeiterinnen treffen sich in einem Kreativzirkel, um ihr einst gelerntes Handwerk als Hobby weiterzubetreiben.
Jährlich kommen rund 7000 Besucher in das Textilmuseum. Vor allem seit der Neiße-Radweg direkt an der Tuchmacherwerkstatt in der Sorauer Straße vorbeiführt, sind die Gästezahlen gestiegen.
Highlights und Places-to-Be
- Ostdeutscher Rosengarten: Ein Juwel der Gartenbaukunst. Die weitläufige Anlage, gegründet 1913, beherbergt über 900 Rosensorten und lädt zum Verweilen ein. Der Garten ist besonders während der Rosenblüte von Juni bis Juli ein echtes Highlight.
- Spreeauenpark: Direkt am Rosengarten gelegen, bietet der Park eine Oase der Ruhe mit Wander- und Radwegen entlang der Spree.
- Textilmuseum Forst: Erleben Sie die Geschichte der Textilindustrie, die Forst einst den Beinamen „Tuchmacherstadt“ einbrachte.
- Brandenburgische Orgelkonzerte: In den Forster Kirchen finden regelmäßig Orgelkonzerte statt – ein Genuss für Musikliebhaber.
- Radwanderparadies: Die Stadt ist Teil des Lausitzer Seenlandes und bietet Anbindungen an den Oder-Neiße-Radweg sowie Routen entlang der Spree.
Aktivitäten
- Radtouren und Wanderungen: Erkunden Sie die Flusslandschaften entlang der Spree oder starten Sie eine längere Tour in die benachbarte polnische Stadt Żary (Sorau).
- Tagesausflug in den Muskauer Park: Der UNESCO-Welterbe-Landschaftspark liegt nur eine kurze Autofahrt entfernt. Eine perfekte Kombination aus Kultur und Natur.
- Erlebnis Gartenstadt: Spazieren Sie durch die alten Villenviertel und entdecken Sie die beeindruckende Architektur der Gründerzeit.
Empfehlung
Priorität: Familien. Mit dem Rosengarten, den weitläufigen Parks und den familienfreundlichen Radwegen ist Forst ein idealer Ort für einen entspannten Familienausflug in die Natur.
Beste Reisezeit
- Juni bis Juli: Für die Rosenblüte im Ostdeutschen Rosengarten.
- September: Für angenehme Temperaturen und Aktivitäten wie Radfahren oder Spaziergänge.
Tipp für Besucher
- Rosenfest: Ein besonderes Highlight ist das jährliche Rosenfest, bei dem der Rosengarten in voller Blüte steht und kulturelle Veranstaltungen, Live-Musik und Kulinarik geboten werden.
