Was Versailles für Paris, ist Sanssouci für Berlin. In ca. 40 Minuten von Berlins Mitte aus ist Potsdam, Brandenburgs Hauptstadt, per S- oder Autobahn gut zu erreichen.
Hauptanziehungspunkt ist der ehemalige Hohenzollern-Sitz Schloss Sanssouci mit seinen berühmten, ausladenden Weinbergterassen. Alternativ lässt sich der etwa 290 Hektar umfassende Park Sanssouci auch von der Westseite her erkunden. Hier steht das Barock-Schloss Neues Palais. Die gesamte Parkanlage ist Teil des UNESCO-Welterbes.
Bei einem ca. zweistündigen Rundgang sollten das Chinesische Haus und die Friedenskirche nicht verpasst werden. In der Kirche gaben sich 2011 der heutige Chef des Hohenzollernhauses, Georg Friedrich Prinz von Preußen und seine Gemahlin Sophie, das Ja-Wort und Potsdam nach langer Zeit wieder ein wenig Adelsglanz zurück.
Zur Einkehr empfiehlt sich das Krongut Bornstedt, etwa 400 Meter vom Schloss Sanssouci entfernt. Erbaut wurde es für die Kronprinzessin Victoria, die spätere Victoria von Großbritannien und Irland. Queen Elisabeth II. hat sich deshalb hier auch schon auf den Spuren ihrer Vorfahren umgesehen.
Für den Rest des Tages empfiehlt sich ein Stopp im Holländischen Viertel in Potsdams Innenstadt. In den vier Karrees mit etwa 150 Backsteinhäuern gibt es Kulturgeschichte, Deko-Artikel, Mitbringsel und gastronomische Stärkung in reicher Auswahl.
Was empfehlen ausländische Reiseführer in Potsdam?
Wir werfen einen Blick in ausländische Reiseführer: Was sollen Franzosen, Chinesen und Weltreisende in Potsdam unbedingt gesehen haben? Vieles ist nicht leicht zu verstehen und muss in der Kultur der jeweiligen Nation begründet liegen.
+Die australische Backpacker-Bibel Lonely Planet (55 Mio. Auflage) lobt Potsdam außerordentlich (“ein touristischer Brennpunkt”). Zuempfehlen seien die Orangerie, die Historische Mühle, das Neues Palais und das Belvedere. Schloss Charlottenhof könne man sich hingegen schenken. Dafür sei das Chinesische Teehaus im Park Sanssouci eine nähere Betrachtung Wert. Übernachten solle man in der Pension Blumberg, gegenüber vom Park, in einem kleinen Hof versteckt.
+Der französische Reiseführer ”Guide du Routard” (2,5 Mio. Auflage weltweit) empfiehlt mit Street-Art gestaltete Altkleidertonnen am Bassin-Platz.
+Der französische Michelin-Reiseführer empfiehlt die Buslinie 695 für eine 20-minütige Rundfahrt durch den Park Sanssouci. Wir warnen davor: Das wird nicht funktionieren.
+Der chinesische Touri-Guide “You Li Deguo” (“Reisen in Deutschland”) empfiehlt Sansscouci, Cecilienhof und sorbische Osterei-Malerinnen. Er bemängelt jedoch, dass in Brandenburg für die kaufwütigen Chinesen zu wenige Shopping-Meilen vorhanden sind.
Unsere Empfehlung
Der neue Park im Bornstedter Feld
Der Park im Bornstedter Feld ist ein Park des 21. Jahrhunderts – inmitten der Potsdamer Silhouette historischer Parks und Gärten. Dennoch ist dieser Park in seinem Charakter an ein Vorbild aus dem 20. Jahrhundert angelehnt: den Volkspark.
Parkanlagen dieser Art fehlten bisher in Potsdam weitgehend. Zwar ist die in landschaftlich reizvoller, wasserreicher Umgebung gelegene Stadt von Grünanlagen durchzogen wie kaum eine andere. Doch Sort und Spiuel, Toben und Lagern auf weiten Wiesen ist in den historischen parks wie Sanssouci oder Babelsberg nicht erlaubt. Auch Rad fahren oder Skaten gestattet.
Auf dem Bornstedter Feld ist nun ein neuer Park entstanden, der all die aktiven Freizeitnutzungen nicht nur zulässt, sondern bewusst zum Joggen, Skaten oder Fahrrad fahren einlädt. Befestigte Wege wie unfestigte Trampelpfade, teils sogar mit Positionsleuchten markiert, durchziehen den Park. Einiges erinnert an einen großen Spielplatz für Erwachsene wie für Kinder und Jugendliche. Ein Wasserspielplatz, Kletterelemente, ein Sandplatz für Beachvolleyball sowie Rasen für Fußball und Sonnenbaden prägen den Park im Bornstedter Feld.
Das Bornstedter Feld war urspünglich preußischer Exerzierplatz, der nach dem Zweiten Weltkrieg von den sowjetischen Alliierten genutzt wurde. Aus dem Gedächtnis der Stadt war dieser verbotene Ort für lange Zeit verschwunden. Nur aus den fünfziger Jahren gibt es noch einige Erinnerungen an Kontakte mit den Sowjetsoldaten. Ältere Potsdamer können von ein wenig Austausch und Handel – selbstverständlich illegal – berichten. Erst nachdem die Militärs bis 1994, also nach der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten, abgezogen waren, eröffnete sich die Chance, das Bornstedter Feld, das nach Norden direkt an die Potsdamer Innenstadt anschließt, zum Teil der Stadt zu machen. Und es bot sich die Chance für den neuen Volkspark in Potsdam. Dass dieser die besten Elemente der traditionellen Volksparkidee aufweisen sollte, ohne einen Volkspark in seiner Form zu kopieren, war allen Planern schnell klar. Zugleich war offensichtlich, dass sich der neue Park zur historischen Kulturlandschaft verhalten, sich in diese einfügen muss. Schließlich liegt das Bornstedter Feld unmittelbar am Fuße des Ruinenbergs, gleich dahinter Sanssouci. Im Osten flankiert der Pfingstberg mit dem wohl schönsten Sichtfächer in die Potsdamer Kulturlandschaft den Park. Der Blick auf Seen, den Glienicker Park, die Pfaueninsel, den Park Babelsberg und auch auf den Park im Bornstedter Feld sowie auf den Potsdamer Stadtteil, in dessen Mittelachse der Park liegt, ist einmalig.
Ältere wie jüngere Kinder lockt der südliche gelegene Spielplatz an: Ein großzügiger Wasserspielplatz mit Piratenschiff ist dort die Attraktion vor allem in heißen Sommern. An ältere wie an kleinere Kinder ist gedacht. Übergroße Fischköpfe aus Edelstahl speien, spucken, schwallen und spritzen beständig Wasser aus dem Wall heraus. Daneben lädt ein in den Wallkörper integriertes Cafe die begleitenden Eltern zum Ausruhen ein. Vom Wasserspielplatz aus, der zugleich Spielplatz für das benachbarte Wohnquartier ist, setzt sich einer der Wälle langsam langsam abfallend nach Westen hin fort. Diese so genannte Visur leitet über in die einst von Lenné angelegte Feldflur. Die Felder, Wege und Pflanzungen wurden nach Maßgabe der Gartendenkmalpflege teils rekonstruiert, teils wieder gepflegt. Sie laden zu längeren Spaziergängen und -fahrten rund um Potsdam ein.
Karl Foerster lebte von 1874 bis 1970. Er machte den Potsdamer Ortsteil Bornim als „Worpswede der Gartengestalter“ bekannt. Gilt als bedeutender Staudenzüchter, Gartenpoet und Gartenphilosoph. Prägte das Zusammenspiel von Gartenarchitektur, Natursteinen und einer miteinander sprechenden Pflanzenwelt. Das 0,6 Hektar große Gelände um das Wohnhaus herum wurde 1912 als Schau- und Versuchsfläche angelegt und mehrmals umgestaltet. Seit 1981 unter Denkmalschutz. Berühmt sind der Senkgarten, der Frühlingsweg und der Steingarten der sieben Jahreszeiten.
Interessante Links zu Potsdam:
Gruss aus Potsdam – Der Kaufmann Klaus Hellenthal hat in seiner Freizeit über 2.400 historische Ansichtskarten aus Potsdam, Babelsberg und Umgebung aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 80er Jahre gesammelt und ins Internet gestellt.
In der Nähe: Berlin
Beste Reisezeit: ganzjährig
