Beschaulich geht es zu in der Kleinstadt Marne in Dithmarschen. Gerade einmal 5.500 Einwohner zählt der Ort im äußersten Südwesten Schleswig-Holsteins – einer Region fern der Touristen-Hochburgen, bei der vor allem flaches Land, Kohlfelder und Nordseeluft in den Sinn kommen.
Doch einmal im Jahr verwandelt sich Marne in ein Tollhaus. Denn im Februar wird die Stadt zum norddeutschen Mekka für Karnevalisten und Narren. Beim Rosenmontagsumzug ertönt dann allerorten der närrische Schlachtruf „Marn´ hol fast!“ – Marne, halte fest zusammen!
Von der Warft zur Stadt
Wer heute nach Marne kommt, kann sich kaum vorstellen, dass der Ort aus einem von der Nordsee umspülten Erdhügel entstanden ist. Vor gut 1.000 Jahren siedelten die ersten Marner hier und begannen, das Marschland rings um ihre „Warft“ einzudeichen. Über Jahrhunderte trotzen die Menschen hier wie in ganz Dithmarschen dem Meer Land ab: Einst Warftinsel, später Küstenort mit kleinem Hafen – heute liegt die Nordseeküste rund sieben Kilometer Luftlinie entfernt. Und so hart die Dithmarscher mit ihren Deichen gegen die Naturgewalt des Meeres kämpfen mussten, so sehr sind sie verwurzelt mit ihrem Land.
Noch heute ist die Region eine der landwirtschaftlich produktivsten Gegenden Schleswig-Holsteins. Zuckerrüben, Getreide, Raps und natürlich das wichtigste Dithmarscher Anbauprodukt: der Kohl. Europas größtes geschlossenes Anbaugebiet ist etwa 2.800 Hektar groß und produziert mehr als 80 Millionen Kohlköpfe jährlich, etwa ein Drittel der gesamten deutschen Produktion. Die jährlichen Dithmarscher Kohltage im September gehören zu den überregional viel beachteten Veranstaltungen des Kreises.
Dem feierlichen Kohlanschnitt folgen sechs Tage mit zahlreichen Veranstaltungen, Kunst, Kultur und vor allem leckerem Essen und Trinken. Auch das große Marner Stadtfest steht ganz im Zeichen des Kopfgemüses.
Die fünfte Jahreszeit
Dass die Marner feiern können, beweisen sie nicht nur nach einer reichen Kohlernte, sondern besonders zur Karnevalszeit. Schon die Zahlen zeigen, dass sich die norddeutschen Narren dabei nicht vor ihren rheinischen Gesinnungsgenossen verstecken müssen: Bis zu 20.000 Karnevalisten säumen zum Rosenmontagszug die Straßen der Kleinstadt und sorgen einmal im Jahr für einen absoluten Ausnahmezustand.
Rund 30 Fahrzeuge und 30 Fußgruppen beteiligen sich am Umzug. Mit etwa 1.200 Teilnehmern nimmt statisch jeder vierte Marner aktiv an dem Spektakel teil. Die Schaulustigen werden von ihnen mit über 4.000 Kilogramm Bonbons, Schokolade und Popcorn versorgt. Trotz dieser Dimensionen ist der Marner Karnval eine noch junge Tradition: Vor genau 60 Jahren hatten die Gastwirte in Marne die Idee, im Winter das Geschäft zu beleben udn stampften einen Rosenmontagsumzug aus dem Dithmarscher Erdboden. 1956 fand dieser erstmals statt – schon damals mit zahlreichen Fußgruppen, Fahrzeugen und vielen erstaunten Zuschauern.
Vor dem großen Umzug wird das Rathaus gestürmt. Dazu ziehen die Narren mit einer Kanone vor das Gebäude und übernehmen nach drei symbolischen Böllerschüssen die Regie im Amtshaus. Nach dem Umzug kürt das Prinzenpaar der Marner Karnevals Gesellschaft bei einer feierlichen Pokalverleihung die besten Gruppen und Fahrzeuge. Anschließend verwandelt sich die ganze Stadt in eine große Partymeile, zum Beispiel in den beiden Festzelten auf dem Ochsenmarkt im Zentrum. Auch alle großen Säle und Kneipen haben geöffnet. Schon in denTagen vor Rosenmontag werden Prunksitzungen gefeiert und an Weiberfastnacht, dem Donnerstag vor Rosenmontag, ziehen Närrinnen durch Marne und schneiden den Herren die Schlipse ab. Am Sonntag feiern die Kinder ihre Faschingsparty im großen Festzelt auf dem Ochsenmarkt. Organisiert wird das bunte Treiben ehrenamtlich.
- Heimatmuseum Marne: Ein liebevoll gestaltetes Museum, das spannende Einblicke in die Geschichte und Kultur der Region bietet. Besonders sehenswert sind die Exponate zur Dithmarscher Bauernrepublik.
- Meldorfer Speicherkoog: In der Nähe von Marne gelegen, bietet der Speicherkoog ein Paradies für Naturliebhaber und Vogelbeobachter. Die weiten Wattflächen und Salzwiesen laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
- Nordsee-Bad Friedrichskoog: Ein kurzer Abstecher führt nach Friedrichskoog, wo der Besuch der Seehundstation Friedrichskoog ein Muss ist – ein Highlight für Groß und Klein.
- St. Johannes-Kirche: Das historische Kirchengebäude im Stadtzentrum beeindruckt mit seinem schlichten, norddeutschen Backsteinstil.
Kulinarik und regionale Spezialitäten
- Kohl und Korn: Als Teil der Dithmarscher Kohlregion ist Marne bekannt für köstliche Gerichte aus frischem Kohl. Dazu passt der Dithmarscher Korn, eine regionale Spirituosenspezialität.
- Hafenfrische Fischgerichte: In den umliegenden Restaurants können Sie frische Nordseekrabben, Schollen und andere Meeresspezialitäten genießen.
Empfehlung
Mit der Nähe zur Nordsee, der Seehundstation in Friedrichskoog und den naturnahen Erlebnissen im Speicherkoog ist Marne ein idealer Ort für einen Familienurlaub.
Beste Reisezeit
- Spätsommer (August bis September): Perfekt für die Kohlerntezeit und die letzten warmen Tage am Meer.
- Frühling (April bis Mai): Ideal für ausgedehnte Spaziergänge und Vogelbeobachtungen im Speicherkoog.
Tipp für Besucher
Besuchen Sie im Herbst das Dithmarscher Kohlfest in Marne – ein farbenfrohes Event mit Umzügen, Musik und kulinarischen Leckereien rund um den Kohl!
