Die Vorstellung kann beginnen, das Publikum ist gespannt. Mucksmäuschenstill wartet es auf das Stück, in dem die Natur die Hauptrolle spielen wird. Es scheint, als hätte sich der Bühnenbildner an diesem Abend besondere Mühe gegeben. Soweit das Auge reicht beeindruckt die Kulisse mit magischer Präsenz. Wie gemalt liegt der Nationalpark Sonfjället in der nordschwedischen Provinz Jämtland vor den Zuschauern ausgebreitet, die sich zuvor bergauf durch einen dichten Wald geschlängelt haben, um in den oberen Rängen Platz zu nehmen.
Man will nichts verpassen auf der großen Bühne, die nicht nur eine der schönsten landschaftlichen Gebiete Schwedens, sondern zugleich noch Skandinaviens zugänglichste Raubwildregion ist. So spielt an diesem Abend nicht der Auerhahn die Hauptrolle, der zahlreiche kleine Häufchen hinterlassen hat und auch nicht der Turmfalke, der die kleine Menschengruppe von oben neugierig beäugt. Alle haben sich die besten Plätze ausgesucht, um allein ihn zu sehen: den Bären. Doch der Star des Abends lässt auf sich warten. Während sein gespanntes Publikum in jeder kleinsten Regung im Wald sogleich den Beginn der Vorstellung erhofft, labt er sich womöglich noch an versteckten Ameisenhaufen, schärft sich die Krallen an dicken Baumstämmen, oder macht der Bärendame seines Herzens den Hof.
In den Stunden, die die kleine Gruppe in den Bergen verbringt, wird deutlich: Natururlaub in Schweden ist nichts für eilige Menschen, die im Vorbeigehen so viele Eindrücke sammeln möchten wie möglich. In der Ruhe, Gelassenheit und dem Interesse, sich auf Menschen, Tiere und Natur im Norden Schwedens einzulassen, liegt das Geheimnis für einen erholsamen Urlaub. Man muss Geduld haben, sagt auch Lennart Fransson den gespannten Urlaubern aus Deutschland.
Unzählige Stunden hat der Schwede schon im Dickicht des Nationalparks Sonfjället verbracht, ist auf leisen Sohlen durch den Wald geschlichen und hat Touristen bei seinen Bärensafaris mit in eine unbekannte Welt genommen. Niemand in der Region kennt Meister Petz so gut wie er. Vor neun Jahren hat der 54-Jährige die Stadt mit der absoluten Einsamkeit getauscht. Ein Leben mitten im Nichts, das für ihn Glück bedeutet.
Der Naturbursche freut sich über jeden, der von der Touristeninformation in Hede an ihn verwiesen wird und sich Schweden einfühlsam und mit Interesse nähern möchte. Für seine Besucher brutzelt er am Lagerfeuer Elchfleisch, weiß viele Geschichten über die Bewohner des Waldes zu erzählen oder führt sie in die Kunst des Fliegenfischens ein. Genau wie Gösta Öhrmann, der auf dem Fluss Ljusnan Paddeltouren auf den Spuren der Biber anbietet, möchte er Urlaubern sein Land schmackhaft machen. Der Biberexperte Öhrmann verwöhnt dazu die Gäste mit Kolbulle. Dabei handelt es sich um kleine Pfannkuchen, die in rustikalen Pfannen zusammen mit Speck und Preiselbeeren gebacken werden. Und diese Leckerbissen würden die Besucher sogar mit dem Bären teilen, wenn er sich nur endlichblicken ließe. Zwar könnte Lennart Fransson die großen braunen Raubtiere mühelos anfüttern und so dafür sorgen, dass jede Vorstellung im Wald mit Standing Ovations des Publikums endet.
Doch genau das will er nicht. In der Provinz Jämtland, in der sich zwei Menschen statistisch gesehen einen ganzen Quadratkilometer teilen, soll der Bär nicht zum Zirkustier verkommen. Und so genießen die Gäste aus Deutschland zunächst ohne ihn ein atemberaubendes Schauspiel. Klare Seen, sprudelnde Bäche und tiefe Wälder sind im Jämtland die Heimat für Luchse, Wölfe, Vielfraße, Biber, Rentiere, Polarfüchse und Elche. Wem Naturbeobachtungen nicht reichen, der kann sich mit Radfahren, Klettern Reiten, Golf und Paragliding die Zeit vertreiben oder im Winter mit Schlitten durch die Landschaft fahren, vor die Hunde oder Rentiere gespannt sind. Der Star des Abends lässt sich nicht mehr blicken, der Bär hat seinen Auftritt verpasst. Vorbei an den kleinen Häufchen des Auerhahns und begleitet vom Turmfalken steigen die Zuschauer dennoch zufrieden hinab in die Ebene des Nationalparks. Und irgendwo hinter ihnen … hat es da nicht gerade im Gebüsch geknackt?
Der Nationalpark Sonfjället, auch bekannt als Sonfjällets Nationalpark, liegt in der schwedischen Region Härjedalen und ist einer der ältesten Nationalparks Europas. Gegründet 1909, bietet dieses unberührte Naturparadies eine Mischung aus zerklüfteten Bergen, dichten Wäldern, Moorlandschaften und weiten Ebenen. Der Sonfjället (1.278 m), ein markanter Berg im Zentrum des Parks, ist namensgebend und das Herzstück dieser beeindruckenden Landschaft.
Wildnis und Bärenbeobachtung
Der Nationalpark ist bekannt als einer der besten Orte in Schweden, um Bären in freier Wildbahn zu beobachten. Neben Bären leben hier Elche, Luchse und Vielfraße. Die unberührte Natur und die Stille machen den Sonfjället zu einem perfekten Ziel für Tier- und Naturliebhaber.
Sonfjället-Gipfel
Der Aufstieg zum Gipfel des Sonfjället belohnt Wanderer mit einem atemberaubenden Rundblick über die umliegenden Täler, Wälder und Berge. Bei klarer Sicht reicht der Blick bis weit in die Region Härjedalen.
Wanderwege und Outdoor-Aktivitäten
Der Nationalpark bietet ein gut ausgeschildertes Netz von Wanderwegen, das von kurzen Spaziergängen bis hin zu anspruchsvollen Bergtouren reicht. Besonders beliebt sind:
- Die Gipfelwanderung: Ein anspruchsvoller Weg auf den Sonfjället-Gipfel.
- Die Fluss- und Moorpfade: Entlang von klaren Bächen und durch die einzigartige Moorlandschaft.
- Winteraktivitäten: Im Winter locken Langlaufloipen und Schneeschuhwanderungen.
Flora und Fauna
Die Landschaft des Parks ist geprägt von alpinen Wiesen, dichten Wäldern und Hochmooren. Hier wachsen seltene Pflanzen wie die Zwergbirke und Hochmoorpflanzen. Vogelbeobachter können Arten wie Schneeammern und Steinadler entdecken.
Stugor und Unterkünfte
In der Umgebung des Parks gibt es traditionelle schwedische Stugor (Ferienhütten), die sich ideal als Basis für Erkundungen eignen. Für Abenteuerlustige gibt es auch Wildcampingmöglichkeiten im Park.
Kulturelle Erlebnisse
Die Region Härjedalen ist reich an Geschichte und Kultur. In der Nähe des Parks können Besucher traditionelle Samenkultur erleben und mehr über die Lebensweise der indigenen Bevölkerung Schwedens erfahren.
Empfehlung
Der Nationalpark Sonfjället ist ideal für Reisende, die unberührte Natur erleben, Wildtiere beobachten und Outdoor-Abenteuer in einer der ursprünglichsten Regionen Schwedens genießen möchten.
Beste Reisezeit
- Juni bis September: Für Wanderungen, Tierbeobachtungen und klare Gipfelsichten.
- Dezember bis März: Für Winteraktivitäten wie Langlauf und Schneeschuhwanderungen.
